Als wir vor fast einem Jahr mit der Organisation unserer Fahrt zu dieser Kultveranstaltung begonnen haben,
kannten wir eigentlich nur die Legenden, die sich um das 24 Stunden Rennen rankten. Seit diesem Sommer sind wir auch ein kleiner Teil des großen Ganzen.
Und groß ist das Ganze wahrlich… Insgesamt 531 Teilnehmerteams gingen an den Start. Das bedeutet Mannschaften zwischen einer und zehn Personen. Dazu jede Menge Betreuer,
Begleitpersonen, Manager, Offizielle… Geschätzte 15.000 Personen tummelten sich also ständig um das Gelände des Circuit Bugatti.
Den ersten Eindruck vom Ausmaß der Größenverhältnisse bekam die Besatzung unseres ersten Busses bei der Ankunft am Zeltplatz, Freitagmorgen, 7 Uhr. Nachdem wir mit den ersten
Gehversuchen auf Französisch erst einmal herausgefunden haben, dass Michael Jackson verschieden ist, reihten wir unseren Transit an Position 8 in die Schlange der wartenden
Gefährte ein. Zunächst kaum merklich verlängerte sich die Schlange im Laufe des Tages jedoch erheblich, so dass Bus 2 und 3 des Speedteam Rheinland International bei ihrer Ankunft
eine Warteentfernung von etwa einem Kilometer hinter uns lagen.
Natürlich hatte Bus 1 es sich zur Aufgabe gemacht, für den Rest des Teams einen guten Platz zum Campen mit optimaler Entfernung zu Rennstrecke und Sanitärhäuschen zu ergattern. So
stürmten wir also um 16 Uhr den Campingplatz und waren auch zunächst zufrieden mit unserer Platzwahl. Gut, es stellte sich zwar heraus, dass das nächste Sanitärhäuschen nur über
die obligatorischen „Löcher im Boden“ verfügte und das neue Waschhaus etwa einen Kilometer weit entfernt war. Auch bis zur Boxengasse waren es noch etwa 1,5 km. Aber wir haben
einen Platz ergattert, der für alle reichte. Und nach einer gefühlten Stunde stand dann auch das erste Zelt.
Soweit alles gut. Bis wir dann die Firma „Queschua“ kennenlernten… Nach etwa 1,5 Stunden stürmten etwa 30 Briten das Areal hinter uns, alle bemannt mit einem mehr oder weniger
großen runden, flachen Paket. Reißverschluss auf – und Schwups! 30 Zelte ploppten auf, komplett fertig, nur noch schnell ein paar Erdnägel in den Boden und schon brutzelte das
Abendbrot auf dem Grill und kühles Bier rann durch durstige britische Kehlen… Hier gibt es also für den Fall einer Wiederholung noch organisatorisches
Verbesserungspotential…
Besonderen Anlass zum Neid auf die Inselbewohner hatte übrigens Jan, der nationalitätenmäßig ja eigentlich der professionellste Camper von uns sein sollte. Durch einen falschen
Griff ins Kellerregal erwischte er statt eines Zelts eine Sonnenmuschel. Aber da das Wetter ja auf unserer Seite war, war das für eine Nacht kein Problem. Diesem Umstand war es
dann zu verdanken, dass Jan als erster von uns stolzer Besitzer eines Wurfzelts wurde.
Nach einer weiteren relativ kurzen Nacht hieß es am Samstag morgen die offiziellen Termine wahrzunehmen. Eine lange Schlange an der Startnummernausgabe verhieß nichts Gutes und
bald bestätigte sich, dass natürlich in unserer Wartereihe ein ahnungsloser (Deutscher?) etwa 45 Minuten alles blockierte. Danach ging es jedoch trotz akribisch kontrollierender
Franzosen recht zügig weiter und mit unserer vorbildlichen Buchführung war es dann auch gar kein Problem, alle erforderlichen Unterlagen zu erhalten.
Um 11 stand der erste spannende Termin für fast alle an: die Parade des Rollers! Zum ersten Mal uniformiert gekleidet, mit Fahne bewaffnet und Rollen unter den Füßen machten wir
uns also auf zur Rennstrecke. Und dann der spannende Augenblick: das Tor öffnet sich und wir stehen tatsächlich auf der Rennstrecke und blicken hoch zum Dunlop-Bogen! Dieser
Moment erzeugte bei vielen von uns zum ersten Mal eine Gänsehaut der Ehrfurcht, der Spannung, der Aufregung…
Abschnittsweise wurden wir über den gesamten Kurs geführt. Da wir einen Platz relativ weit vorne hinter den Führungsfahrzeugen ergattert hatten, bot sich im Rückblick ein
eindrucksvolles Bild tausender, teilweise bunt und wild kostümierter Skater, die sich über die Rennstrecke schlängelten. Den Kurs durften wir geführt zweimal befahren, wer wollte
auch noch ein drittes Mal.
Erstaunlicherweise wurde der Anstieg zum Dunlop-Bogen bei diesen Proberunden einhellig als machbar eingestuft. Aber zur Bewertung dieser Einschätzung später mehr…
Es sei kurz erwähnt, dass wir bei dieser Generalprobe leider den ersten – dafür aber Gott sei dank einzigen – Sturz verbuchen mussten. Probleme mit der Achse und der Verlust einer
Rolle brachten Georg dazu, die rasante Abfahrt vom Dunlop-Bogen nicht in voller Fahrt, sondern auf dem Hosenboden genießen zu können. Aber dank Dr. Peppi und seinem wunderbaren
Arztkoffer konnten alle Materialprobleme bereits vor dem Rennen wieder ausgemerzt werden und auch sonst ist bei Georg alles heil geblieben.
Zurück auf dem Zeltplatz hieß es, sich an die Vorbereitungen zum Bezug der Boxen zu machen. Hier traten bereits zum wiederholten Male unsere Küchenfeen tatkräftig in Erscheinung.
Wie schon beim Frühstück für diejenigen, die offizielle Termine ab 8 Uhr einhalten mussten, stand bei der Rückkehr von der Parade das Essen fertig zubereitet und der Handkarren
gepackt zur Abfahrt bereit.
Fleißig wie die Heinzelmännchen reservierten unsere Helfer ab 13 Uhr für uns einen Platz in der Box und richteten uns häuslich ein. O. K., soweit das auf 8 m² für 10 Personen halt
möglich ist… Dank des Wetters konnten wir uns aber noch einen zweiten Bereich etwa gleicher Größe vor der Boxengasse einrichten, so dass wir neben dem Lagerplatz für unser
(vielleicht etwas überdimensioniertes Gepäck?) auch einen Platz für unsere athletischen Körper hatten…
Dort entdeckten wir dann auch, wer unsere direkten Boxnachbarn waren: es handelt sich um das (letztendlich zweitplatzierte) Bont-Team, fest dominiert von der renomierten
Skaterfamilie Begg aus Neuseeland. Mit eigenem Rennrad auf Rollen und sehr bequemen Sitzmöbeln ausgestattet war es interessant zu beobachten, wie die Weltspitze des Speedskatens
ein solches Rennen und den Kampf ums Preisgeld angeht.
Auch wenn wir Fahrer währenddessen ganz in Ruhe die fertige Box beziehen konnten, stand schon bald der nächste Termin an. Um 14 Uhr war es Zeit für Eriks Qualifying. Zeitig
positionierten sich alle Teammitglieder entlang der Strecke und auf den Tribünen und beobachteten gespannt, wie sich nach und nach 531 Fahrer am Anfang der Zielgerade
einfanden.
Vor der Startlinie fanden sich lose Gruppen zusammen, die dann mit geringem Abstand hintereinander weg auf die 300 m Sprintstrecke geschickt wurden. Eine dieser Gruppen stach
durch deutlich höheres Tempo aus den anderen Gruppen heraus. Es war klar: hier hatten sich die Profis zusammengetan. Aber nicht nur die… nein, unser Erik war auch dabei! Aus
seiner Erfahrung in der Speedskatingszene heraus waren ihm die Gesichter der Profifahrer bekannt und er schloss sich dieser Startgruppe an. Bedingt durch das höhere Niveau der
Geschwindigkeit in dieser Gruppe konnte Erik für das Speedteam Rheinland International einen grandiosen 15. Startplatz herausfahren!
Und jetzt blieben noch drei Termine übrig: 15 Uhr ein Briefing, 15:30 Uhr Positionierung der Skates aller Startläufer auf der Start-/Zielgeraden und einfinden der Startläufer in
der Wechselzone, 16 Uhr: Start.
Wie sich herausstellte, war das Briefing eigentlich nur die Anzeige der Startpositionen auf der großen Anzeigetafel. Ergänzend dazu wurden noch einmal die wichtigsten
Teilnahmeregeln in verschiedenen Sprachen angezeigt. So haben wir halt unser eigenes Briefing abgehalten. Zu diesem Zeitpunkt waren langsam alle gespannt wie die Flitzebogen.
Franz notierte akribisch die besprochenen Details und alle anderen hörten aufmerksam zu. Alle??? Nein, nicht ganz... Gefühlt um etwa 15:30 Uhr fällt unserem zu diesem Zeitpunkt
wichtigsten Mann in der Runde – Startläufer Erik – auf, dass die Schnalle am Schuh kaputt ist. Schlecht, wenn man zwei Runden ohne Schnürsenkel laufen will... Und selbst Dr. Peppi
hatte dafür keine Lösung in seinem Arztkoffer. Also noch mal „schnell“ zurück zum Zeltplatz und Ersatz besorgen. Aber auch diese Situation haben wir irgendwie gemeistert und
pünktlich um kurz vor vier stand Erik samt seiner Schuhe auf der Rennstrecke.
Alle anderen haben sich Positionen mit möglichst gutem Ausblick ergattert, von denen man das Startprozedere beobachten konnte. Für mich folgten dann eigentlich mit die
bewegendsten Augenblicke der ganzen Fahrt: die Musik ging an, die Flaggen der Nationen wurden hereingefahren, der offizielle Teil des Rennens begann. In diesem Moment zieht das
halbe Jahr der Planung an einem vorbei, man sieht rundum nur begeisterte Gesichter des Teams und man fängt langsam an zu realisieren: JETZT geht es so richtig los!
Nachdem Erik seine zwei Pflichtrunden gut hinter sich gebracht hat, ging es auch für uns andere los. Zunächst noch ein wenig unkoordiniert begannen wir mit der Tagestaktik, dem
Wechsel nach jeder Runde. Es dauerte etwas, bis jeder raus hatte, wer auf wen wechselt, wann man sich in die Wechselzone begeben muss je nachdem welcher Fahrer gerade reinkommt
und vor allem: die Übergabe des Transponders nicht zu vergessen! Aber in 24 Stunden hat man ja genug Zeit, sich an all diese Dinge zu gewöhnen. Und es sei angemerkt: trotz
zahlreicher anderslautender Unkenrufe haben wir nicht eine Runde umsonst gefahren, es war immer ein Transponder am Mann/an der Frau!
In der ersten Euphorie ging es dann auch eigentlich recht schnell bis es schon Zeit wurde, dass Team 2 sich zur Nachtruhe verabschiedete. Team 1 begann also mit 5 Fahrern die
erste Nachtschicht. Das hatte zur Folge, dass die Pausen kürzer wurden, die Regenerationszeit damit natürlich auch und die Müdigkeit langsam hinzu kam. Die Ablösung war so gegen
vier Uhr in der Früh angesetzt und in den letzten Runden, die jeder zu fahren hatte war doch die ein oder andere Quälerei dabei als man sich wieder und wieder am Fuße des Anstiegs
zum Dunlop-Bogen wiederfand...
Trotz der unaufhaltsam heranschleichenden Müdigkeit sind auch an diesem Punkt wieder unsere Betreuer zu erwähnen. Unbeirrbar zählen Peppi und Theo die Runden und achten mit
darauf, uns pünktlich in die Wechselzone zu schicken. Und auch zu noch so unchristlicher Zeit packt Peppi seinen perfekt ausgestatteten „Arztkoffer“ aus und macht das Equipment
wieder fit.
Für Team 1 ein kleines Highlight, das irgendwann gegen Mitternacht eine nette Abwechslung in die Nachtschicht brachte, war ein imposantes Feuerwerk über dem Cirquit Bugatti. Aber
trotz der netten Überraschung haben wir an die Fahrer von Team 2 gedacht, die zu diesem Zeitpunkt schließlich um kostbare Minuten Schlaf rangen.
Pünktlich wie die Maurer erschien Team 2 jedoch zur Ablösung und nachdem eine wertvolle halbe Stunde Schlafzeit beim Schlangestehen an der Dusche draufgegangen ist hieß es nur
noch ein letztes Mal schnell sein – diesmal auf die Isomatte im Zelt.
Nach etwa 4 Stunden (gefühlt: Minuten) Schlaf heißt es dann wieder auf in die letzte Runde. Noch etwa 8 Stunden gilt es zu absolvieren. Vorher treten aber wieder unsere fleißigen
Helfer-Engelchen in Aktion. Kaum aus dem Zelt gekrabbelt, dampft schon frisch gebrühter Kaffee in die Nase und das Frühstück steht bereit. Als wir uns jedoch wieder in der Box
einfinden – sehnlichst erwartet von Team 2 – vollbringen unsere Betreuerinnen eine weitere wahre Glanzleistung: jeder, der steif und übermüdet auf die Strecke muss, bekommt vorher
eine vitalisierende Beinmuskelmassage.
Wieder in einem Team vereint brachten wir auch die letzten verbleibenden Stunden gut hinter uns. Nachdem der fliegende Wechsel nach 23 Stunden in Fleisch und Blut übergegangen
ist, wurde es aber Sonntag, 15 Uhr und etwa 40 Minuten noch einmal so richtig spannend: der letzte Wechsel stand bevor! Wie vorher festgelegt, wurde mir die Ehre zuteil, die
letzten Runden fahren zu dürfen. Für kurze Zeit war es sogar fraglich, ob ich diese ehrenvolle Aufgabe erfüllen kann, aber dank des unerschütterlichen Teamgeistes haben wir das
kleine Schwächetief von Sonntag Nachmittag bis kurz vor 16 Uhr wieder in den Griff bekommen.
Und so stand ich also um 16:40 Uhr nervös als ob es die erste Runde wäre in der Wechselzone. Pünktlich erschien Erik und schickte mich die letzten zwei Male auf den Anstieg zum
Dunlop-Bogen. Von der zeitlichen Berechnung war klar, dass es zwei Runden werden würden, wenn alles glatt geht. Bereits in der ersten Runde machte ich viele unserer Speedies aus,
die sich entlang der Strecke verteilt hatten und für unser Team jubelten.
Dann die letzte Kurve und bevor es erneut auf die Start-/Zielgerade geht ein Abstecher zum Trainer, der, wie verabredet, mit der Teamfahne an der Ecke steht. Zu diesem Zeitpunkt
ist es etwa 15:52 Uhr und schon mächtig was los auf den Tribünen – ein beeindruckender Anblick. Als ich dann von meinem zu Tränen gerührten Trainer die große Teamfahne in Empfang
nehmen durfte war das der Beginn einer puren Gänsehaut-Runde.
Bei der letzten Auffahrt zum Dunlop-Bogen merkte man deutlich, dass es jetzt entspannter zuging, als bei allen vorangegangenen Runden. Sogar bei Bont und RPM, die zum letzten Mal
vorbeirauschten, hörte man die ein oder andere Unterhaltung. Oben am Dunlop-Bogen stand Peppi und viele aus den anderen Teams – mittlerweile sogar als Spalier auf der Strecke –
beinahe kam Alp d’huez-Feeling auf. Unter dem Bogen durch und dann abwärts... und wie schön: alle reißen die Arme in die Höhe und beginnen zu jubeln, denn jeder, der sich zu
diesem Zeitpunkt dort befindet weiß: nach dieser Runde ist es geschafft. Und dann hieß es nur noch eintauchen in die kochende Arena, Blitzlichtgewitter überall und ich glaube, in
diesem Moment hat sich einfach jeder einzelne dort als großer Held gefeiert gefühlt – zumindest mir ging es so.
Im Ziel wartete natürlich das gesamte Team und hier begann nach 24 Stunden Anspannung, Konzentration, Anstrengung... ein wunderbar entspannter, lauer Sommerabend, an dem unser
erfolgreiches Debut beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gebührend gefeiert wurde. Und erfolgreich waren wir wirklich: Platz 52 von 531 teilnehmenden Teams – das hätte im Vorfeld
wohl niemand erwartet.
Auf dem Weg zurück zum Zeltplatz wurde noch ein kleiner Boxenstopp in Sachen zwischenmenschlicher Annäherung eingelegt: nach unserer Regieanweisung führten unsere Betreuerin Erika
aus Belgien und ihr flotter Belgier Tom (den sie sich bereits am Freitag Morgen, etwa 5 Minuten nach unserer Ankunft in Le Mans ausgeguckt hatte) einen kleinen Trikottausch durch.
Es sei vorweg genommen, dass wir das Trikot des Speedteam Rheinland International in der Zwischenzeit schon das ein oder andere Mal wiedergesehen haben...
Zurück am Zeltplatz packte Bernd dann endlich seine seit Tagen verheißungsvoll angedeutete Überraschung aus: er hatte für alle Teammitglieder und Betreuer Pokale mitgebracht! So
war also auch der richtige Rahmen geschaffen, um unsere vollbrachte Leistung angemessen zu feiern. Jeder von uns bekam einen Pokal mit einigen persönlichen Worten überreicht. Eine
tolle Geste, vor allem, wenn man bedenkt, dass viele von uns sich bis vor ein paar Monaten untereinander gar nicht kannten.
An diesem Abend gab es aber auch noch ein anderes Highligt – nach so viel Anstrengung machte sich irgendwann der Hunger breit und wir beschlossen, eine Pizza zu bestellen. Eine
Telefonnummer hatten wir schon von einer großen Gruppe Schweizer bekommen, die nicht weit weg von uns campierten. Wir hatten auch gesehen, dass es rein theoretisch funktioniert,
denn die Schweizer hatten bereits am ersten Abend einen Riesen-Stapel Pizzen anliefern lassen. Wir versuchten also unser Glück. Mit den Telefonverbindungen in Frankreich scheint
das jedoch so eine Sache zu sein und rudimentäre Kenntnisse der Landessprache sind dabei nicht wirklich hilfreich… Wir holten daher Rat bei unseren Campingnachbarn ein.
Hocherfreut nahm ein sehr engagierter Halb-Italiener-Halb-Franzose mit Halb-Deutscher Ehefrau unseres Anliegens an. Eine Telefonkarte und ein paar Telefonate später verkündete er
stolz, dass die Bestellung nun aufgegeben sei. Es wusste zwar niemand mehr, bei welcher Pizzeria (denn die von den Schweizern empfohlene hatte Ruhetag), wir hofften jedoch alle,
dass es noch einmal ein Pizzataxi auf das Campinggelände schaffen würde. Und tatsächlich, nach etwa 1,5 Stunden kam tatsächlich ein Stapel Pizzen für uns angefahren! Der Abend war
gerettet.
Während die meisten den Abend möglichst Ruhig und ohne überflüssige Bewegungen in den Klappstühlen verbrachten, sorgfältig darauf bedacht, immer ein kühles Bier in der Nähe zu
haben, machten uns Trixi, Andrew und Franz deutlich, dass die 24 Stunden für sie wohl noch keine volle Auslastung gebracht hat. Der Veranstalter bescherte uns eine Bühne, auf der
sich ein DJ an undefinierbarer Reggae-Musik verausgabte. Unbeirrt von allen Strapazen legten die drei eine kesse Sohle auf den Rasen, die optisch durchaus etwas zu bieten
hatte.
Am nächsten Morgen hieß es dann auch für uns langsam Abschied vom Nomadenleben zu nehmen. Der Campingplatz hatte sich schon deutlich geleert, übrig geblieben waren die, mit der
etwas längeren Anreise. Weil wir zwar als Le Mans-Greenhorns, jedoch mit großen Ambitionen angereist waren, dauerte es auch entsprechend lange, unser ganzes Übergepäck zusammen zu
packen. Alle paar Minuten fuhren Abreisende aus allen Nationen an uns vorbei, laut hupend und winkend, und wir packten immer noch. Als wir vermeintlich endlich abfahrbereit waren,
gab es noch eine Überraschung zum Abschluss. Der Hightech-Bus mit der tollen Klimaanlage verbrauchte offensichtlich so viel Strom, dass es für den Anlasser nicht mehr reichte.
Starthilfe wäre mit Starthilfekabel auch kein Problem gewesen – nur ohne. Auf einem sehr leer gefegten Campingplatz schafften wir es dann, die örtliche Müllabfuhr dazu zu bewegen,
uns ein Starthilfekabel zu besorgen. Und warum auch immer, genauso wie die Pizzen kam auch das Kabel nach etwa einer halben Stunde an. Wir ließen uns das unsere letzen Biervorräte
kosten, die von den Jungs noch an Ort und Stelle vor unseren ungläubigen Augen vernichtet wurden, und dann ging es los Richtung Heimat.
Nein, nicht ganz. Bevor Andrew und Ines eine weitere Begabung, nämlich begnadete Musikalität und Rhythmus im Blut, auf der langen Fahrt voll ausleben konnten, war ein Besuch im
Décathlon nach den gesammelten Campingerfahrungen unumgänglich. Hier zeigte sich, dass in einigen unserer Teammitglieder weitere versteckte Talente schlummerten. In der Disziplin
Extreme-Shopping wurde große Ausdauer an den Tag gelegt und reichlich Ausbeute für die letzen freien Ritzen der Transportbusse gesammelt. Sogar Teambekleidung für Le Mans 2010
wurde gekauft!
Es war zwar eigentlich allen klar, dass diese Veranstaltung absoluten Suchtcharakter hat und wir alle im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen. Aber jetzt haben wir sogar noch
einen Grund.
Also… Au revoir Le Mans!
|